‚SOMMERREGEN’    (168 x 240 x 6 cm)

 

(‚durchnässt spüren wir die Reste des auf den Regenseilen klebengebliebenen Himmels’)

 

 

 Seit langem hatte ich den Plan für ein Stück mit großzügig-transparenter Kette aus unregelmäßiger, knobbeliger Sisalschnur, ähnlich wie bei meiner hoch-formatigen Arbeit ‚croissance’ (190x110cm), diesmal aber gedacht für ein breitflächigeres Werk, mit einem ‚schwebenden’ Effekt auf der locker zusammengehalte-nen Ebene. Als zweite Kette legte ich über die ersten Sisalschnüre lange Kupferdrahtfäden. Das Durcheinander der vorerst freien Fäden wurde sodann gebändigt durch Kupferdraht als Schuss im oberen Teil. Unten webte ich das zarte Gebilde mit naturweißem Sisalgarn leicht zusammen. Die Mitte stichelte ich mit unsichtbaren Nylonfäden – einigermaßen mühsam! – aneinander.  Äußerst sparsam webte ich ‚Wassertropfen’ ein, kleine, zusammengeknüllte Stückchen schillernden Plastikpapiers, das ich im selben Jahr in Santa Fe entdeckt hatte.

 

Als ich fast am oberen Ende der Arbeit angelangt war, fiel mir das kleine Büchlein von Gert Jonke in die Hand ‚Die erste Reise zum unerforschten Grund des stillen Horizontes’. Ich begegnete auf Seite 224 dem Satz: ‚durchnässt spüren wir die Reste des auf den Regenseilen klebengebliebenen Himmels’: mein Titel!  Eine zufällige Begegnung? 

… wochenlang hatte ich mich an den ‚Regenseilen’ in Richtung Himmel hinaufgehantelt. Und Stücke Himmel gepflückt und hineingewebt.